Die Passive Sicherheit: Von Schlittschuhkufen und Vampirzähnen

03.10.2011
  • Stabile Karosseriestrukturen mit gezielter Verformung für größtmögliche Sicherheit
  • Sieben Airbags serienmäßig, Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer auch im Fond
  • Präventives Insassenschutzsystem PRE-SAFE® erstmals in dieser Klasse
Die neue B-Klasse ist der Mercedes-Benz unter den Kompaktwagen. Entsprechend hoch ist das Niveau an Passiver Sicherheit. Die Rohbaustruktur bildet hierfür die Basis, sowohl beim Material – der Anteil an höherfesten und höchstfesten Stahlblechen liegt bei 67 Prozent – als auch bei der konstruktiven Auslegung. Die konsequente Umsetzung einer freien Crashlänge von 435 Millimetern, die Lastverteilung über mehrere Ebenen hinweg, das neuartige Stirnwand- und Bodenkonzept sowie der Integralträger als Deformationselement sind wichtige Merkmale der Vorbaustruktur.
Insgesamt drei Längsträgerebenen – bestehend aus den geradlinigen
vorderen Längsträgern, einer zweiten, oberen Ebene, die am Frontend aus stranggepresstem Alu-Kastenprofil befestigt ist, sowie einer dritten Ebene unten vor dem Integralträger – erlauben den gezielten Abbau von Energie.
Der Integralträger bildet die Momentstütze für den quer angeordneten Motor/Getriebeblock und die Anbindung der Komponenten für Vorderachse und Lenkung. Er besteht aus mehreren, zum Teil höchstfesten Stahlblechen und einem IHU-Rohr (Innen-Hochdruck-Umformen). Zur Optimierung des Deformationsverhaltens ist der Integralträger über zwei Aluminium-Streben nach vorne mit dem unter dem Frontend liegenden Aluminium-Kühlerträger verbunden. Über diesen dritten Lastpfad kann im Fall eines Frontalaufpralls frühzeitig Kraft in den Integralträger eingeleitet werden, um bestmöglichen Energieabbau zu gewährleisten.
Ein Crashkeil aus Kunststoff sitzt hinten in den vorderen Radhäusern und trägt dazu bei, dass sich bei einer hohen Aufprallgeschwindigkeit die Räder unabhängig vom Radeinschlag nicht unter die Vordertüren schieben. So lassen sich die Türen auch nach einem schweren Unfall öffnen.
Eine Besonderheit weist ebenso die Stirnwand auf: So genannte „Schlittschuhkufen“ vor den mittleren beiden Längsträgern leiten Kräfte in den Boden ein. Die durchgängige Bodenstruktur besteht aus insgesamt vier geradlinigen Längsträgern. Die Tunneldachverstärkungen vorne und hinten bilden mit dem Tunnel ein weiteres geschlossenes Profil zur Abstützung des Vorbaus.
Gezielte Verformung: Schutz beim Seitencrash
Steife Seitenstrukturen und definiertes Verformungsmanagement tragen dazu bei, den Überlebensraum der Insassen beim Seitenaufprall zu sichern. Dazu zählt beispielsweise der so genannte „Pfahlträger“, ein im hinteren Fußraum zwischen Mitteltunnel und Bodenseitenwand diagonal angeordneter Träger, der bei einer seitlichen Kollision mit einem Baum ein Aufreißen des Bodens verhindern soll.
Im oberen Bereich der B-Säule kommen hochfeste Stähle zum Einsatz, damit möglichst wenig Intrusion erfolgt und die Fahrgastzelle beim Seitenaufprall erhalten bleibt. Unten ist die B-Säule hingegen weicher ausgelegt, um einen Energieabbau zu ermöglichen. „Vampirzähne“ haben die Sicherheitsexperten von Mercedes-Benz anschaulich das Rissmanagement an den Innenseiten der B-Säule getauft. Bei einem schweren Seitencrash drückt der Gurtaufroller auf die Innenwand der B-Säule. Damit dies nicht zu einem strukturrelevanten, quer verlaufenden Riss führt, geben zahnähnliche kleine Aussparungen die Rissrichtung vor.
Auf allen Plätzen: Intelligente Rückhaltesysteme
Mit bis zu neun Airbags schützt die B-Klasse ihre Passagiere. Serienmäßig an Bord sind Fahrer- und Beifahrer-Airbag, ein Kniebag für den Fahrer, große, im Sitz untergebrachte Thorax-Pelvisbags, die Brust-, Bauch- und Beckenbereich schützen, sowie Windowbags. Diese erstrecken sich über beide Sitzreihen und reichen bis zum A-Säulen-Dreieck. Die Windowbags können die Köpfe der Insassen vor harten Kontakten bei einem Seitenaufprall schützen, können aber auch dazu beitragen, dass bei einem Unfall keine Gliedmaßen ins Freie gelangen. Fahrer- und Beifahrer-Airbag arbeiten zweistufig, abhängig von der prognostizierten Aufprallschwere. Zunächst füllt der Gasgenerator den Airbag mit 60 (Fahrer) beziehungsweise 70 Prozent Gas (Beifahrer). Wird eine höhere Aufprallschwere prognostiziert, wird zusätzlich zeitversetzt die zweite Stufe des Gasgenerators aktiviert und der Airbag mit höherem Druck befüllt. Sidebags für den Fond sind auf Wunsch erhältlich.
In vielen Details spiegelt sich die hohe Sicherheitskompetenz der B-Klasse Entwickler wider. So gibt die deformierbare Lenksäule um bis zu 100 Milli-meter nach, wenn der Fahrer bei einem Unfall durch die Vorverlagerung Druck auf den Airbag ausübt. Viel Feinschliff wurde ebenso in puncto Komfort betrieben: Der Fahrerairbag ist mit einem Schwingungstilger im Lenkrad gekoppelt, was Vibrationen vermindert.
Die Kopfstützen für Fahrer und Beifahrer wurden neu entwickelt. Prämisse war die weitere Reduzierung des Risikos eines Schleudertraumas. Grundvoraussetzung für eine hohe Schleudertrauma-Prävention ist der bestmöglich einstellbare Abstand zum Hinterkopf der Insassen. Dazu ist auf der linken Seite der Kopfstütze (in Fahrtrichtung) ein Knopf angebracht. Durch Druck auf diesen Auslösemechanismus kann die Verriegelung der Kopfstütze gelöst und der Abstand zwischen Kopf und Kopfstütze vergrößert werden. Zur Verringerung des Abstands braucht der Knopf nicht betätigt werden. Somit ist eine Ein-Hand-Bedienung in allen Verstellpositionen möglich.
Familiengerecht: Umfangreiche Vorsorgemaßnahmen im Fond
Eine Besonderheit in der Kompaktklasse. Auch an den äußeren Sitzplätzen im Fond sind serienmäßig Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer installiert. Im Aufrollmechanismus befindet sich ein Torsionsstab, der sich verdreht, wenn die Belastung auf den Stab einen definierten Wert überschreitet. So begrenzt
er die Gurtkraft und reduziert die Insassenbelastung.
Bestens gerüstet für den Einsatz als Familienfahrzeug ist die B-Klasse auch durch die serienmäßigen Isofix-Kindersitzbefestigungen auf den äußeren Sitzplätzen. Darüber hinaus können die Kindersitze dank spezieller Verankerungspunkte mit oberen Haltebändern („Top Tether“) zusätzlich am Fahrzeug fixiert werden.
Premiere in der Kompaktklasse: Präventives Insassenschutzsystem
Erstmals in diesem Fahrzeugsegment ist für die B-Klasse das präventive Insassenschutzsystem PRE-SAFE® verfügbar. Damit wird diese Innovation, die 2002 in der S-Klasse ihre Premiere feierte, konsequent weiter demokratisiert.
Mit PRE-SAFE® nutzt Mercedes-Benz die Zeit zwischen dem Erkennen einer unfallträchtigen Situation und einer möglichen Karambolage für präventive Schutzmaßnahmen. Dadurch lassen sich die Insassenbelastungen beim Aufprall um bis zu 40 Prozent vermindern.
Kern von PRE-SAFE® sind die reversible mögliche Gurtstraffung, die Schließung von Seitenscheiben und Schiebedach bei erkannter kritischer Querdynamik und die Verstellung des vollelektrischen Beifahrersitzes mit Memory-Funktion in eine für die Wirkung der Rückhaltesysteme optimale Position.
Die Aktivierung von PRE-SAFE®erfolgt, wenn einer der folgenden Parameter erfüllt ist: Notbremsung, Panikbremsung, starkes Über- oder Untersteuern, kritische Lenkbewegungen oder starke Bremsunterstützung durch den adaptiven Bremsassistenten.
Mercedes-Benz B-Klasse: Der Anteil an höherfesten und höchstfesten Stahlblechen liegt bei der Rohbaustruktur bei 67 Prozent.
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Mercedes-Benz B-Klasse: Steife Strukturen und definiertes Verformungsmanagement tragen dazu bei, den Überlebensraum der Insassen zu sichern.
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Mercedes-Benz B-Klasse: Steife Strukturen und definiertes Verformungsmanagement tragen dazu bei, den Überlebensraum der Insassen zu sichern.
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Mercedes-Benz B-Klasse: Mit bis zu neun Airbags schützt die B-Klasse ihre Passagiere. Dazu zählen Fahrer- und Beifahrer-Airbag, ein Kniebag für den Fahrer, Seitenairbags sowie Windowbags.
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Mercedes-Benz B-Klasse, Technologie
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